Die Entwicklung der Bassgitarre

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Die Geschichte der Bassgitarre ist faszinierend und reich an innovativen Momenten, die die Musikwelt nachhaltig geprägt haben. Einer der entscheidenden Wendepunkte in dieser Geschichte ist die Entwicklung der Bassgitarre in ihrer modernen Form in den 1930er Jahren. Diese Zeit markierte den Beginn einer neuen Ära für Bassisten und veränderte die Art und Weise, wie Musik komponiert und aufgeführt wurde.

Die Erfindung des Bassgitarre in den 1930er Jahren

Die Erfindung der Bassgitarre in den 1930er Jahren ist untrennbar mit dem Namen Paul Tutmarc verbunden. Er entwickelte das Audiovox Model 736 Bass Fiddle zwischen 1935 und 1936, das als Vorläufer der modernen Bassgitarre gilt. Dieses Instrument war mit einem elektronischen Tonabnehmer ausgestattet, der einen großen Magneten in seinem Gehäuse beherbergte. Eine solche Innovation war zu dieser Zeit bahnbrechend, da sie es ermöglichte, den Bass elektronisch zu verstärken und somit in der Band besser hörbar zu machen.

Ein Schritt Richtung Zukunft: Das Audiovox Model 736

Das Model 736 unterschied sich in mehreren Aspekten von seinen musikalischen Vorfahren. Zunächst war es eine Solid-Body-Gitarre mit einer Mensur von 31,5 Zoll, die kleiner ist als die der heutigen Standard-Bässe mit einer Mensur von 34–35 Zoll. Diese kompaktere Größe und das Design ermöglichten es, das Instrument horizontal zu spielen, ähnlich wie moderne Bassgitarren. Paul Tutmarcs Ansatz, eine Bassgitarre zu konstruieren, die aus einem einzigen Holzstück gefertigt wurde, mit vier Saiten, einem bundierten Hals und einem magnetischen Tonabnehmer ausgestattet war, war damals revolutionär.

Herausforderungen und Erbe

Trotz seines innovativen Designs und der Fähigkeit, neue klangliche Horizonte zu eröffnen, war das Model 736 zu seiner Zeit kein kommerzieller Erfolg. Es konnte sich nicht gegen den etablierten Kontrabass durchsetzen, der bis in die 1950er Jahre das bevorzugte Instrument für Bassisten blieb. Dennoch legte die Erfindung von Paul Tutmarc den Grundstein für die Entwicklung der Bassgitarren in den folgenden Jahrzehnten.

Eine Rarität mit Geschichte

Mit einer Produktionszahl von lediglich etwa 100 Stück und nur drei bekannten überlebenden Exemplaren des Audiovox Modell 736 heute, hat dieses Modell eine fast mythische Stellung in der Geschichte der Musikinstrumente erreicht. Der Preis für eines dieser überlebenden Instrumente kann heute mehr als 20.000 US-Dollar erreichen, was seine Seltenheit und seinen Wert weiter hervorhebt.

Einfluss und Vermächtnis

Obwohl Pauls Sohn, Bud Tutmarc, in den 1940er Jahren versuchte, auf den Ideen seines Vaters aufzubauen, konnte er nicht denselben Erfolg erzielen. Interessanterweise gibt es Spekulationen darüber, ob Leo Fender möglicherweise Tutmarc-Familien-Gitarren in einer Zeitungsanzeige gesehen haben könnte, obwohl Richard R. Smith, ein Gelehrter von Leo Fenders Arbeit und Leben, glaubt, dass Fender die Idee nicht kopierte. Nichtsdestotrotz war Leo Fenders Bassgitarren-Design, inspiriert durch die Telecaster und mit einer größeren Skala als Tutmarcs Bass, ebenfalls ein wichtiger Meilenstein in der Evolution der Bassgitarren.

Vielfältige Designs und Hersteller (1950er Jahre)

Die Entwicklung der Bassgitarre in den 1950er Jahren markiert einen Wendepunkt in der Musikgeschichte. Diese Epoche war geprägt von Innovationen und dem Aufkommen der ersten massenproduzierten elektrischen Bassgitarren.

Die Geburtsstunde der elektrischen Bassgitarre

Im Zentrum dieser revolutionären Phase stand Leo Fender und sein Kollege George Fullerton, die den Grundstein für die moderne Musik legten. Ihre Entwicklung, die Precision Bass (kurz P-Bass), eingeführt im Oktober 1951, war ein weiterer Meilenstein. Mit einem Korpus aus Esche, einem 20-Bünde-Ahornhals, einer Mensur von 34 Zoll und einem einzigen Tonabnehmer, bot dieser Bass eine nie dagewesene Präzision und Spielbarkeit. Die Einführung von Bünden verbesserte die Tonhöhenpräzision erheblich, was insbesondere Gitarristen den Wechsel zum neuen Instrument erleichterte. Der P-Bass definierte den Standard für elektrische Bassgitarren und ist bis heute ein unverzichtbares Werkzeug für Bassisten weltweit.

Alternative Designs und Hersteller

Neben Fender traten weitere Hersteller auf den Plan, die den Markt mit eigenen Innovationen bereicherten. Kay Musical Instrument Company startete 1952 mit der Produktion des K162 Basses, der eine Alternative zum P-Bass bot. Diese Innovation erweiterte das Spektrum der verfügbaren Bassgitarren und bot Musikern mehr Auswahl. Fast zeitgleich stellte die Gibson Guitar Corporation 1953 den EB-1 vor, den ersten elektrischen Bass in Kurzskala mit einer soliden Mahagonikörper und einer kompakten Mensur von 30,5 Zoll. Sein einzigartiges Design, angelehnt an die Form einer Geige, sowie ein verstellbarer Endstift, der es ermöglichte, den Bass sowohl stehend als auch liegend zu spielen, brachten eine weitere Dimension in die Welt der Bassgitarren. Der EB-1 eröffnete Musikern neue Ausdrucksmöglichkeiten und trug dazu bei, die Vielfalt im Klang und Spiel der Bassgitarre zu erweitern.

Einfluss auf die Musikkultur

Die 1950er Jahre waren nicht nur eine Zeit der technischen Innovationen, sondern auch des kulturellen Wandels. Die Einführung der elektrischen Bassgitarre beeinflusste zahlreiche Musikgenres. Von Rock’n’Roll über Jazz bis hin zu Blues, die Vielseitigkeit und der tiefe Klang der Bassgitarre bereicherten die musikalische Landschaft nachhaltig.

Bassgitarren in Studioaufnahmen (1960er Jahre)

Ursprünglich als Ersatz für den Kontrabass in Aufnahmen eingeführt, hat sich die Bassgitarre zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Klanggestaltung und die rhythmische Fundierung in der Musikproduktion entwickelt.

Die Anfänge der Bassgitarre in Studioaufnahmen

Zu Beginn der 1960er Jahre begannen Bassisten, sich verstärkt in Studios niederzulassen. Der Übergang vom Kontrabass zur Bassgitarre markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Klanggestaltung von Aufnahmen. Einige Aufnahmen gingen sogar so weit, drei verschiedene Bassarten einzusetzen: einen Kontrabass, einen Fender Precision und einen 6-saitigen Danelectro, um eine intensive klangliche Tiefe zu erzielen. Leo Fender erkannte das Potenzial des Danelectro-Basses und brachte 1961 den Fender Bass VI auf den Markt, der schnell an Popularität gewann.

Revolutionierung der Spieltechniken

Bis Ende der 1960er Jahre wurden Bassgitarren hauptsächlich mit den Fingern oder einem Plektrum gespielt. Die Einführung neuer Spieltechniken durch innovative Musiker wie Larry Graham veränderte die Art und Weise, wie die Bassgitarre in Studioaufnahmen eingesetzt wurde. Graham entwickelte eine Technik, bei der er die Saiten mit seinem Daumen anschlug und mit dem Zeigefinger zupfte, um das Fehlen eines Schlagzeugers in seiner Band zu kompensieren. Diese als “Thumping and Plucking” bekannte Technik imitierte die Klänge einer Bassdrum und einer Snaredrum und eröffnete neue rhythmische Möglichkeiten für Bassisten.

Einflussreiche Bassisten und ihr Beitrag zur Musik

Musiker wie Stanley Clarke bauten auf Grahams Technik auf und kombinierten sie mit dem einzigartigen Ansatz des Kontrabassisten Scott LaFaro, um sich als führende Bassisten zu etablieren. Clarke, der insbesondere durch seine Arbeit mit Return to Forever in den frühen 1970er Jahren bekannt wurde, präsentierte einen innovativen Spielstil, der die Grenzen dessen, was auf der Bassgitarre möglich ist, erweiterte und die Rolle der Bassgitarre in der Musikproduktion neu definierte.

Die 1970er Jahre: Aktive Bassgitarren

In den 1970er Jahren erlebte die Welt der Bassgitarren eine weitere Veränderung, die die Musikwelt nachhaltig beeinflusste. Diese Ära war geprägt von Innovationen und technologischen Durchbrüchen, die den Grundstein für moderne Bassklänge legten.

Die Geburt des aktiven Basses

Die 1970er Jahre brachten eine bemerkenswerte Neuerung in der Welt der Bassgitarren: den aktiven Bass. Firmenneuling Alembic stand an der Spitze dieser Innovation und führte eine hochwertige Linie von Bassgitarren ein, die mit einem eingebauten elektronischen System für Vorverstärkung und Frequenzanpassung ausgestattet waren. Diese aktiven Bassgitarren boten eine bisher unerreichte Klangkontrolle und Flexibilität. Mit Reglern, die es den Spielern ermöglichten, die Ausgabe bestimmter Frequenzbereiche zu erhöhen oder zu verringern, boten diese Instrumente eine Präzision in der Tonformung, die mit passiven Bassgitarren unerreichbar war. Während passive Bässe nur bestimmte Frequenzbereiche abschneiden konnten, ermöglichten aktive Bässe das Abschneiden und Verstärken der Tiefen, Mitten und Höhen, was Bassisten eine fortgeschrittene Kontrolle über den Ton gab.

Der StingRay: Eine Legende wird geboren

Eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Bassgitarre, Leo Fender, der bereits für die Revolutionierung der Branche bekannt war, verkaufte sein Unternehmen Fender an CBS, nachdem gesundheitliche Probleme ihn dazu zwangen. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, weiterhin die Musikwelt zu beeinflussen. Im Jahr 1974 schloss sich Fender mit Forrest White und Tom Walker zusammen, um eine neue Bassgitarre zu entwerfen. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit war die Schaffung von Music Man Instruments und deren erstem Bass, dem StingRay. Der StingRay war die erste massenproduzierte aktive Bassgitarre und wurde bekannt für seinen kraftvollen Basssound und seine hochwertige Verarbeitung. Bis heute wird der StingRay produziert und gilt als eine der besten Bassgitarren aller Zeiten.

Erweiterung der Möglichkeiten: Fünf- und Sechssaiter-Bässe

Die 1970er Jahre waren auch Zeuge der Einführung von Fünf- und Sechssaiter-Bassgitarren, die mit unterschiedlichen Stimmungen als Gitarren auf den Markt kamen. Der 5-Saiter-Bass fügte eine zusätzliche tiefe Saite hinzu, die auf B gestimmt war, während der 6-Saiter-Bass zwei zusätzliche Saiten hatte – eine tiefe B- und eine hohe C-Saite. Diese Stimmungen sind bis heute die Grundlage moderner 5- und 6-Saiter-Bassgitarren und haben die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten von Bassisten erheblich erweitert.

Weitere bedeutende Modelle / Fazit

Die Geschichte der Bassgitarre ist eine faszinierende Reise durch Innovationen und musikalische Evolution. Seit den frühen Anfängen, als Experimente darauf abzielten, ein Instrument zu schaffen, das lauter, leichter und in der Tonqualität präziser als der Kontrabass ist, hat sich die Bassgitarre zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Musik entwickelt. Fender mag als Pionier auf diesem Gebiet gelten, doch es gibt eine Vielzahl anderer Marken, die bedeutende Beiträge zur Entwicklung und Popularisierung der Bassgitarre geleistet haben.

Höfner: Die Violine unter den Bassgitarren

Höfner, eine deutsche Marke mit langer Tradition, machte 1955 Schlagzeilen mit der Veröffentlichung des Höfner 500/1, einem kurzskalierten Bass, der optisch einer Geige ähnelte. Dieses Modell erlangte durch Paul McCartney von den Beatles internationale Berühmtheit und wurde zu einem ikonischen Symbol der Popkultur. Der Höfner 500/1 besticht durch sein leichtes Design und seinen warmen, resonanten Klang, der ihn besonders für Musiker interessant macht, die nach einem leicht zu spielenden Instrument mit charakteristischem Ton suchen.

Gibson: Tradition trifft auf Innovation

Gibson ist eine weitere Schlüsselfigur in der Geschichte der Bassgitarre. Mit der Einführung von Modellen wie dem Gibson EB-0 und dem Gibson Thunderbird setzte das Unternehmen neue Maßstäbe in Sachen Design und Klang. Gibsons Instrumente sind bekannt für ihre robuste Bauweise, ihren kraftvollen Output und ihre vielseitigen Klangmöglichkeiten, die von tiefen, warmen Tönen bis hin zu klaren, definierten Höhen reichen. Diese Bassgitarren haben sich als Favoriten bei einer breiten Palette von Musikern etabliert, von Rock und Blues bis hin zu Jazz und darüber hinaus.

Die Vielfalt anderer Marken erkunden

Neben Höfner und Gibson gibt es zahlreiche andere Hersteller, die die Landschaft der Bassgitarren mit ihren einzigartigen Designs und technologischen Innovationen bereichert haben. Marken wie Music Man, Ibanez, und Warwick haben jeweils ihre eigenen charakteristischen Ansätze zur Konstruktion von Bassgitarren, die auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Musikstile und Spielerpräferenzen zugeschnitten sind. Von den durchsetzungsstarken, vielseitigen Bässen von Music Man bis zu den innovativen, ergonomischen Designs von Ibanez und den handgefertigten, tonholzreichen Instrumenten von Warwick, bietet der Markt eine reiche Auswahl für Bassisten aller Genres.

Fazit: Eine Welt voller Möglichkeiten

Jede Marke bringt ihre eigene Philosophie und Vision in die Gestaltung ihrer Instrumente ein, was zu einer breiten Palette von Klängen und Spielstilen führt, die Musiker erforschen können. Von den ikonischen Modellen, die durch berühmte Musiker legendär wurden, bis hin zu modernen Innovationen, die neue musikalische Ausdrucksformen ermöglichen, ist die Geschichte der Bassgitarre eine unendliche Quelle der Inspiration und ein lebendiges Feld musikalischer Entdeckungen.

Indem wir die Beiträge dieser verschiedenen Marken würdigen, gewinnen wir nicht nur Einblicke in die technische Entwicklung der Bassgitarre, sondern auch in die kulturellen Einflüsse, die sie geprägt haben. Die Bassgitarre bleibt ein zentrales Element in der Evolution der Musik, und die Vielfalt der Instrumente, die von diesen anderen Marken angeboten werden, spielt eine entscheidende Rolle in dieser fortlaufenden Geschichte.

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